Einleitung und Video
Mein Arbeitskollege Reinhard und ich waren vom 8. bis 10. September 2017 für drei Tage im Sequoia- und Kings-Canyon-Nationalpark (USA) unterwegs.
Hier der 21-minütige Film vom Ausflug: https://youtu.be/W-L2XmQWtZc
Trotz der kurzen Zeit war so einiges geboten: Die größten Bäume der Welt (4:20), die weißen Berge der Sierra Nevada (12:58) und zwei hübsche Bären (5:39 / 17:17) …
Anreise: Donnerstag, 7. September
Auf der Taxi-Fahrt zum Flughafen unterhalte ich mich mit Reinhard über die Zeitverschiebungsproblematik – am Ende glauben wir beide, es verstanden zu haben.
Gestartet 10:40 von Stuttgart über Frankfurt landen wir also mit 9 Stunden Zeitdifferenz noch am gleichen Tag nach 15 Stunden Reisezeit pünktlich um 16:40 Ortszeit auf dem Los Angeles International Airport.
Weil ich einen brandneuen Reisepass habe, muss ich mich trotz ESTA erst einmal durch die manuelle Abfertigung der US Einwanderungsbehörde (Immigration) kämpfen. Reinhard hat mehr Glück und kommt dank automatischer Abfertigung etwas schneller voran.
Gut zwei Stunden nach der Landung nehmen wir dann schließlich bei Hertz, in der Nähe des Flughafens, unseren Mini-Jeep in Empfang und brausen ab zu unserer ersten Unterkunft in einem Best Western. Die von Google vorhergesagten 43 Minuten reichen leider bei weitem nicht aus, weil wir uns im abendlichen Berufsverkehr von L.A. erst einmal hinten anstellen dürfen.
Beim Hotel angekommen, essen wir nebenan noch kurz zu Abend und machen uns dann fertig zum Schlafen. Zum Glück konnte ich Reinhard noch um eine Stunde herunterhandeln – der Wecker wird also erst auf sieben Uhr morgens gestellt. Zwei Queen Size Betten für 115 Dollar (ca. 50 Euro pro Nase) ermöglichen uns dann einen sehr erholsamen Schlaf.
Tag 1: Freitag, 8. September
Wir betreten den Frühstücksraum unseres Hotels, wie geplant, kurz nach sieben. Ich freue mich über die selbstgemachten frischen Waffeln mit Sahne.
Danach führt unsere Route über 190 insgesamt Meilen (306 km), durch die Berge hinab durch das fruchtbare kalifornische Längstal bis zum Nationalpark.
Mit dem gold-schimmernden trockenen Gras sehen die gewaltigen Hügel sehr speziell aus.
Kaliforniens Spitzname “Golden State” kommt allerdings nicht daher, sondern vom Goldrausch, der dort Mitte des 19. Jahrhunderts gewütet hat.
Im Tal unten durchqueren wir anschließend kilometerweit reichende Obstplantagen. Durch die flache Landschaft bedingt, wird die Fahrt aber mit der Zeit ein bisschen eintönig. Zumindest sieht man hin und wieder einen dieser coolen Trucks …
Wir lassen erst einmal unsere Unterkunft in “Three Rivers” rechts liegen und fahren direkt zum Nationalpark.
Unser Plan ist eine eine Wanderung zum größten Baum der Welt. Bis wir allerdings unseren Ausgangspunkt erreichen, muss Reinhard den Jeep erst einmal über viele Serpentinen eintausend Meter nach oben bewegen.
In Amerika gibt es mindestens zwei Mammutbaumarten:
- Die “Redwoods” (Küstenmammutbäume) wachsen an der Pazifikküste und zeichnen sich durch ihre enorme Höhe aus.
- Die “Sequoias” (Riesenmammutbäume) treten im Inland auf und haben besonders breite Stämme.
Anbei die Beschreibung aus dem Faltblatt, das wir am Eingang zum Nationalpark erhalten haben:
Auf unserer Fahrt sehen wir dann auch schon die ersten Riesenmammutbäume.
Oben angekommen, lassen wir uns gleich am Giant Forest Museum vor einem dieser gewaltigen Bäume ablichten.
Der Weg führt anfangs nah an der Straße durch den Wald. Immer wieder treffen wir auf verschiedene Vertreter der Giganten.
Fast alle Sequoias haben große schwarze Narben, die durch Waldbrände entstanden sind.
Durch ihre extrem dicke Rinde und spezielle Chemikalien sind sie aber einigermaßen gut geschützt. Die Ranger sollen wohl in den letzten Jahrzehnten zunächst versucht haben, Waldbrände zu verhindern. Dann merkten sie aber, dass die jungen Sequoias ohne das Feuer nicht richtig gedeihen – deswegen wird jetzt kontrolliert Feuer gelegt.
Auffällig ist, dass die großen Bäume oft in Gruppen (Groves) auftreten.
Vielleicht stützen sie sich gegenseitig durch ihr verzweigtes Wurzelwerk – oder suchen sie einfach nur Gesellschaft für ihr über 3000 Jahre langes Leben?
Erst durch den Vergleich zum Menschen wird einem bewusst, wie groß diese Bäume wirklich sind.
Wie uns vorher von einer Mitarbeiterin des Visitor Centers bereits angedeutet wurde, ist es sehr schwer, den Größenunterschied zwischen den einzelnen Mammutbäumen zu sehen.
Trotzdem scheint zumindest diese Frage mittlerweile geklärt zu sein – hier der (bezüglich seines Volumens) größte Baum der Welt, Mister …
Ein Naturkundler hat den Baum 1879 entdeckt und ihn nach seinem alten General benannt, unter dem er im amerikanischen Bürgerkrieg gedient hat.
Der Riese ist etwa 2200 Jahre alt und alleine sein Stamm soll über eintausend Tonnen wiegen.
Auf dem Rückweg entdeckt Reinhard plötzlich einen Schwarzbären. Dieser scheint sehr interessiert an einer bestimmten Sache zu sein. Immer wieder rennt er – wie von der Tarantel gestochen – weg, nur um dann kurze Zeit später wieder an den selben Platz zurückzukehren.
Reinhard klärt mich auf, dass es sich hier sicher um einen Schwarzbären (und keinen Grizzly) handelt, weil dieses Exemplar keinen Schulterbuckel (hump) hat. Stattdessen hat dieser Bär aber einen Knopf im Ohr – vielleicht also doch nur eine Werbeaktion von Steiff?
Ich entwickele die Theorie, dass Meister Petz einen Bienenstock mit Honig gefunden hat und beim Naschen gelegentlich gestochen wird – auch für Reinhard erscheint das zumindest plausibel.
Mittlerweile haben sich auch eine Menge andere Leute an dem Ort des Geschehens eingefunden. Ich wundere mich, wo die plötzlich alle hergekommen sind.
Dann schleichen wir, mit genügend Sicherheitsabstand, im großen Bogen durchs Unterholz um den Bären herum.
Beim Rückweg bin ich begeistert von der Abendstimmung. Reinhard muss immer wieder warten, weil ich alle fünf Schritte ein noch besseres Motiv finde.
Auf den letzten Metern beehren uns zwei unbekannte Vögel, ein Rehkitz und ein sehr süßes Streifenhörnchen.
Abschließend genießen wir noch ein wenig die Aussicht bei der untergehenden Sonne.
Dann geht es wieder hinunter nach Three Rivers zu unserer Unterkunft, dem Sequoia Motel.
Wir empfanden die fast 100 Dollar pro Nacht und Nase dort als sehr teuer. Vielleicht lag es ja an der etwas abgelegenen Gegend – jedenfalls konnte ich von Deutschland aus über booking.com nichts Besseres finden.
Wir fahren noch ein / zwei Meilen weiter zu einem Lokal, das uns vom Motel-Personal empfohlen wurde. Es ist sehr gut besucht, das Essen schmeckt und sogar Live-Musik wird geboten – was will man mehr?
Tag 2: Samstag, 9. September
Nach all dem Herumlaufen im Wald gestern, wollen wir heute etwas höher hinaus. Ein Gipfel im Kings Canyon ist angedacht.
Diesmal sind wir bereits sechs Uhr morgens am Start. Leider hat das Frühstückslokal noch nicht geöffnet. Also gibt es nur einen Schnellimbiss an der Tankstelle.
Die Fahrt von Three Rivers zum Canyon dauert gut zweieinhalb Stunden.
Die Vorstellung, auf der kurvenreichen Strecke zu fahren, ist für uns beide sehr verlockend. Als Kompromiss verständigen wir uns darauf, dass Reinhard den Hinweg und ich den Rückweg übernehme.
Im Kings Canyon Visitor Center schlägt uns ein junger Ranger zwei mögliche Touren vor – einen Gipfel und eine etwas flachere Tour. Die Fahrt zum Canyon wird, wie erwartet, sehr spektakulär.
Auf dem Weg entscheiden wir uns, die Gipfeltour zu machen. Am Trailhead ist nur Platz für ein Auto – also parken irgendwo am Rand der Straße.
Los geht es zum Lookout Peak auf 2600 Meter – etwa einen Kilometer Höhe gilt es jetzt zu überwinden.
Bei all den Bäumen auf dem Weg sind wir uns zum Teil nicht ganz sicher, was nun Mammutbäume und was “normale” Kiefern sind. Letzere sind hier auch erstaunlich groß.
Weil wir den Weg nicht finden, erledigen wir die letzen 150 Höhenmeter zum Gipfel “Querfeldein”. Noch ein bisschen Kraxelei, dann sind wir oben – netterweise hat mir Reinhard die “Erstbesteigung” überlassen.
Der Ausblick auf die Sierra Nevada ist auf alle Fälle imposant.
Es sieht so aus, als ob auf den Bergen gegenüber Schnee liegt. Das kann aber irgendwie nicht sein, weil diese nicht wesentlich höher zu sein scheinen als unser Berg – und ich stehe hier mit T-Shirt und kurzer Hose …
Beim Gipfel-Picknick besucht uns noch eine interessant aussehende Eidechse.
Dann nach zügigem Abstieg, super kurzem Wasserfall-Drive-in …
… und Stärkung im Visitor Center geht es wieder heim zum Motel.
Am Pool genießen wir, bei angenehmen Temperaturen, noch reichlich kalifornischen Wein – es wird recht spät.
Tag 3: Sonntag, 10. September
Nach dem netten Abend gestern, wird auch das Frühstück ans Wasser verlegt – dabei unterhalten uns einige Truthähne, die hier frei umherlaufen.
Wir wollen noch einmal zum Sequoia National Park hinauf. Die Straße wird gerade repariert, also stehen wir (wie auch die Tage zuvor) erst einmal im Stau.
Wieder parken wir beim Giant Forest Museum und machen uns auf zum Moro Rock. Die Morgenstimmung gefällt mir sehr gut.
Etwa 350 Treppen führen zu dem Monolithen aus Granit hinauf.
Von hier aus kann man über die Sierra Nevada beinahe bis zum Mt. Whitney sehen.
Auf dem Rückweg über den Soldiers Loop müssen wir natürlich auch noch ein Foto an dem berühmten “Tunnel Log” machen.
Und dann sehen wir doch tatsächlich noch unseren zweiten Schwarzbären …
… diesmal ein kleiner Teddy in braun.
Zwei Bären in nur drei Tagen – nicht schlecht, oder? Zufrieden steigen wir in unser Auto und machen uns auf den Weg zurück nach Los Angeles.
Ich hoffe, dass euch unsere kurze Reise zu den größten Bäumen der Welt, den gewaltigen Bergen der Sierra Nevada … und natürlich den zwei bärigen Gesellen, gefallen hat.
Bis zum nächsten Mal!
Michael
Tolle Bilder und ein lebendiger Text! Gut gemacht!