Calitour – Teil elf: Ungarische Tiefebene / Timisoara

Nach dem inspirierenden Tag in der Slowakei gestern, geht es heute schließlich nach RumĂ€nien: Ziel ist die drittgrĂ¶ĂŸte Stadt des Landes – Timisoara:

Sowohl Google als auch das VW Navigationssystem empfehlen mir zunĂ€chst eine Route ĂŒber Budapest, aber durch HinzufĂŒgen der rumĂ€nischen Stadt Oradea, nehme ich den etwas direkteren Weg.

Dabei werde ich durch die Große Ungarische Tiefebene fahren – oder etwas allgemeiner – durch die Pannonische Tiefebene:

Diese wird durch die drei Gebirgsketten, Alpen, Karpaten und Dinariden umschlossen – letzteres Gebirge war mir bisher ĂŒbrigens auch noch kein Begriff – tja, Reisen bildet offensichtlich doch!

Bevor es losgeht, unterhĂ€lt mich noch ein Wacholderdrossel-Papa (?), der gerade interessiert beobachtet, ob der Nachwuchs auch den riesigen Brocken Futter …

… bewĂ€ltigen kann: Gut gemacht, …

… nach ein paar Versuchen hat er es dann auch geschafft 🙂

Dann geht es wieder auf die Piste …

… und ich stelle fest, dass in Ungarn, wie schon in Polen und der Slowakei, digitales Radio nicht verfĂŒgbar ist:

Mann, hier mĂŒsste dringend mal jemand abstauben 🙂

Immer wieder mal sehe ich große …

… gelbe Sonnenblumenfelder:

Dann starte ich mal meine Drohne, …

… um mir einen Eindruck von der Großen Tiefebene zu machen:

Alles ziemlich leer hier – vielleicht die Lösung fĂŒr unser aktuelles FlĂŒchtlingsproblem?

Die Ungarn haben noch den Forint, aber zum GlĂŒck kann man unterwegs den Kaffee auch bargeldlos bezahlen:

Beim Durchfahren einer Ortschaft sehe ich mal wieder einen …

… FĂŒnfknopfturm und halte spontan an:

Als ich aus dem klimatisierten VW-Bus aussteige, merke ich erst, wie warm es hier ist. Ich empfinde die trockene Hitze aber als ganz angenehm – ob es den Klapperstörchen hier wohl auch so geht?

Ich mache noch ein paar Fotos von der schönen Kirche, …

… deren Turmuhr eine interessante Zeit anzeigt:

Und die Jahreszahlen auf der Turmspitze …

… erinnern mich wieder an Kosice – leider habe ich hier keinen FremdenfĂŒhrer dabei.

An der rumĂ€nische Grenze, passiere ich gefĂŒhlt mindestens hundert LKWs, …

… wahrscheinlich, weil RumĂ€nien (noch) nicht Teil des Schengengebiets ist.

Egal – ich jedenfalls, werde an allen vorbei, …

… nach kurzer Begutachtung meines deutschen Personalausweises, vom Grenzer freundlich nach RumĂ€nien …

… durchgewunken, wo mir dann in Oradea wieder die bekannten Plattenbauten …

… entgegenkommen:

Dann passiere ich den rumĂ€nischen Teil der Ungarischen Tiefebene …

… und erreiche schließlich Timisoara, …

… wo ich – wie bereits in anderen rumĂ€nischen StĂ€dten – wieder Oberleitungsbusse sehe:

Vom Hotel aus marschiere ich anschließend in die Innenstadt, die am Begakanal liegt:

Dort prĂ€sentiert sich gleich die beeindruckende orthodoxe …

… Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen, bei der ein …

… Kollege von mir gerade aktiv ist:

Als ich ihn so professionell fotografieren sehe, frage ich mich, wer von uns beiden bezĂŒglich der Fotokunst eigentlich hierarchisch höher steht und beschließe, mich heute besonders anzustrengen 😉

Dann komme ich zum Opernplatz,

… auf dem gerade eine politische Veranstaltung abgehalten wird und sowohl rumĂ€nische, …

… als auch europĂ€ische Flaggen geschwenkt werden:

Ich setzte mich in der NĂ€he des beleuchteten Brunnens …

… in ein Restaurant und vertiefe mich in den Wikipedia Artikel ĂŒber die Stadt: Darin erfahre ich, dass genau auf diesem Platz die RumĂ€nische Revolution 1989 ihren Ursprung hatte. Als ich das lese und im Hintergrund die Demonstration höre, bekomme ich eine GĂ€nsehaut: Genau dort, wo ich gerade mein Bier trinke, gab es vor fast 30 Jahren dieses historische Ereignis – irgendwie krass.

Hier ein kurzer Bericht ĂŒber “die letzten Tage des Ceausescu-Regimes”:  https://www.youtube.com/watch?v=wZ9HCxAsQ-Q

Sie haben es hier wirklich schön gestaltet – mit dem beleuchtetem Opernhaus, …

… dem farbigen Brunnen davor …

… und – wenn man sich umdreht – der Kathedrale:

WĂ€hrend meiner LektĂŒre kommt ein ZigeunermĂ€dchen mit einem ziemlich schmutzigen kleinen Kind zum Betteln und ich gebe ihnen etwas Geld.

Der Brunnen fasziniert mich irgendwie und ich gehe ein paar Meter von meinem Tisch weg, um Zeitlupenfilme zu drehen:

Noch wĂ€hrend ich damit beschĂ€ftigt bin, ĂŒberlege ich, ob es eine gute Idee war, das Smartphone auf dem Tisch liegen zu lassen – trotzdem beende ich erst mal meine Aufnahmen. Als ich zurĂŒckkehre, bin ich gespannt, ob mein Handy noch da ist und … tatsĂ€chlich ist es verschwunden. Ich gehe zu der Bedienung und berichte von dem Vorfall: Sie ist außer sich und fĂŒhlt sich irgendwie verantwortlich. Sie kennt das ZigeunermĂ€dchen und hat gesehen, wie sie zum Tisch gegangen ist. Jetzt ist sie traurig, dass so etwas passieren konnte und entschuldigt sich mehrmals fĂŒr ihr Land – sie sagt aber auch, dass die Menschen hier im Grunde gut seien. Ihr junger mĂ€nnlicher Kollege sieht das etwas negativer und meint, dass es einfach “shity people” gĂ€be, die man auch nicht groß Ă€ndern könne. Als EntschĂ€digung berechnen sie mir dann netterweise nur die HĂ€lfte der Rechnung.

Am Hotel angekommen, ĂŒberlege ich noch kurz, die Polizei einzuschalten: Schließlich kann man ja mit Google die aktuelle Position des Smartphones bestimmen und auf meinem Laptop wird mir auch ein halbwegs plausibler Aufenthaltsort angezeigt:

Am Ende entscheide ich mich aber dagegen und lösche das GerÀt:

Vielleicht ganz gut so – ich war mit der VideoqualitĂ€t des Huawai P10 Plus sowieso nicht zufrieden.

Der Film fĂŒr heute wurde dann etwas teurer als ĂŒblich, 600 Euro fĂŒr Zeitlupenfilme – schön untermalt von der rumĂ€nischen Nationalhymne: https://youtu.be/_U60AqrVthY

GrĂŒĂŸe aus dem geschichtstrĂ€chtigen Timisoara

Michael Holzheu

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