Nach zwei Wochen verlassen wir also heute, am 4. Mai, unseren schönen Campingplatz in Vaals Richtung Göttingen:
Wir sehen unterwegs in der Ferne den Kölner Dom …
… und machen dann einen kleinen Zwischenstopp in Wuppertal, wo wir die …
… historische Einschienenhängebahn …
… über der Wupper …
… bestaunen.
Nach einer kurzen Stärkung in der Innenstadt geht es dann schließlich weiter zum Campingplatz …
… an der Weser …
… bei Hannoversch Münden, das in einer wirklich schönen Gegend liegt:
Angeblich hat sogar der weitgereiste Humboldt behauptet, dass Münden neben beispielsweise Salzburg, Neapel oder Constantinopel „eine der sieben schönstgelegenen Städte der Welt“ sei – sollte das wahr sein, kann ich das zumindest gut nachvollziehen.
Der Zwischenfall
Alena fühlt sich beim Abendessen irgendwie unwohl und fürchtet um ihre Nachtruhe, weil die Schafe nebenan immer wieder blöken – trotzdem kann sie schließlich einschlafen.
Morgens um vier Uhr schrecke ich plötzlich auf: Jemand hat laut geschrien. Ich schaue nach unten und sehe, wie Alena verkrampft auf dem Rücken liegend laut röchelt – sie scheint kaum Luft zu bekommen. Ich klettere hinunter und drehe sie auf die Seite – das Atmen fällt ihr nun offensichtlich etwas leichter. Ich brauche fast zwei Minuten, bis ich sie endlich wachrütteln kann. Sie ist orientierungslos und weiß nicht, wo wir uns befinden. Ihre Sprache ist verwaschen. Als ich ihr kurz erkläre, was passiert ist, sagt sie immer nur laut “Eeeeeecht?”. Dann rufe ich den Rettungsdienst über die 112 Notrufnummer, komme in der Nachbarleitstelle heraus und erkläre die Situation. Fünfzehn Minuten später trifft der Rettungswagen ein.
Die zwei SanitäterInnen entscheiden, Alena in die Uniklinik Göttingen zu fahren – ich soll ihnen folgen. Zur Sicherheit mache ich mit dem Handy noch ein Foto vom Nummernschild des Fahrzeugs:
In der Notaufnahme der Neurologie warte ich bei Alena, bis die OberärztIn um neun Uhr morgens endlich entscheidet, wie es weitergeht: Alena soll erst mal in der Klinik bleiben – sie wollen ein MRT machen.
Dann verabschiede ich mich und schlafe noch ein wenig im VW-Bus. Um noch etwas Zeit zu überbrücken, fahre ich danach in die Innenstadt von Göppingen:
Beim Rathaus am Gänseliesel-Brunnen …
… mit dem angeblich meistgeküssten Mädchen der Welt …
… gibt es Spaß …
… für Kinder:
Ich laufe noch etwas weiter und sehe die St.-Johannis-Kirche:
Abends fahre ich wieder ins Krankenhaus, um Alena zu besuchen:
Im Parkhaus sind Autos bis 2,00 Meter Höhe erlaubt: Laut VW-Händler ist mein Bus wegen der Markise statt der 1,99 Meter sieben Zentimeter höher – aber angeblich kann man immer (?) mit 10 cm Toleranz rechnen.
Ich versuche es also vorsichtig und bleibe …
… *nicht* hängen – Glück gehabt!
Alena hat mittlerweile ein Zimmer auf Station 3013 ..
… und sieht wieder einigermaßen ok aus – ihre Zunge ist noch etwas lädiert, weil sie bei dem Krampfanfall darauf gebissen hat.
Sie ist dankbar, dass ich am Morgen so lange bei ihr ausgehalten habe. Die anderen Frauen hatten heute weniger positive Gefühle mir gegenüber – dreimal habe ich übel den Fettnapf getroffen:
- Als die RettungssanitäterIn ihren schweren Rucksack ablegt, frage ich: “Schaffen Sie das?”
- Als ich ohne Anklopfen ins (offene) Besprechungszimmer gehe, sage ich zur PflegerIn: “Die PatientIn hat Durst!”
- Als die OberärztIn kommt, frage ich (ohne sie zu kennen): “Wann kommt jetzt endlich der Oberarzt?”
Zum Teil waren die Damen richtig sauer – klar, das kann man besser machen, aber ich war halt auch im Stress …
Am darauffolgenden Tag ziehe ich weiter ins Niemetal …
… auf einen sehr schönen – von einer NierländerIn geführten – Campingplatz mitten im Wald:
Der ideale Ort, um neue Rekorde für Civilization V aufzustellen, oder? Leider scheitere ich mal wieder kläglich.
Alena bekommt heute tatsächlich ihr MRT – etwas zum Leidwesen ihrer Zimmerkollegin, die darauf bereits seit einer Woche wartet. Die Frau hat auch eine extrem seltene neurologische Erkrankung, wovon es angeblich weltweit nur dreißig Fälle pro Jahr gibt.
Bei Alena wird eine 1 cm große Hirnblutung festgestellt und zur Beobachtung soll sie auf eine besondere Station verlegt werden. Am nächsten Tag hat es sich die Ärzteschaft dann komischerweise anders überlegt und sie wird plötzlich entlassen – vorher geben wir aber noch Alena’s Fragebogen am Empfang ab.
Wir fahren vom Krankenhaus direkt ins schöne Hann. Münden, …
… um dort noch ein Haus zu besichtigen, das zum Verkauf steht und …
… um schicke neue Schuhe für Alena zu kaufen, …
… ihre Alten sind bei der ganzen Aktion irgendwo verloren gegangen und konnten nicht wiedergefunden werden.
Zurück am (dritten) Campingplatz geht Alena noch Schwimmen und ich filme eine Bachstelze im Jugendkleid, …
… die schon erfolgreich …
… Beute macht.
Und weiter nach Potsdam
Alena hat Angst, noch länger im California zu schlafen …
… deshalb werden wir morgen versuchen, nach Potsdam zu kommen, wo wir erst mal in der Wohnung ihrer Oma übernachten wollen:
- Diese ist gerade frei, weil die Großmutter vor ein paar Tagen ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
- Sie ist eine der wenigen Wohnungen, wo Alena keine Kopfschmerzen bekommt.
Die Stimmung am Abend ist etwas gedrückt, aber immerhin gibt es noch einen sehenswerten Sonnenuntergang:
Am nächsten Tag begrüßt uns erst mal eine junge Blaumeise, …
… die gerade ein Insekt gefangen hat.
Dann fahren wir gut 300 km bis Potsdam …
… und beziehen die Wohnung, die direkt an der Havel liegt:
Ich bleibe dort mit Alena die nächsten vier Nächte und vertreibe mir die Zeit mit weiteren (erfolglosen) Rekordversuchen für Civilization V.
Alena’s Mutter meint, ich solle meinen Aufenthalt doch “sinnvoller” gestalten und auf ihren Rat hin besuchen wir dann die St. Nikolai Kirche, …
… auf deren Kuppel ich noch …
… ein paar Fotos von Potsdam mache:
Außerdem kommen wir am eingerüsteten (Potsdamer) Brandenburger Tor vorbei:
Als weitere sinnvolle Maßnahme lade ich am 10. Juni das Vogelquiz 2.0 hoch – mit den Übersetzungen für viele europäische Sprachen:
Dann überlegen wir zusammen, wie es weiter gehen soll: Alena will erst mal in Potsdam bleiben und nach Ärzten und Wohnungen suchen. Als ich auf die Landkarte schaue, sehe ich, dass Polen nicht weit und ein von mir noch unbereister Fleck ist. Wir einigen uns darauf, dass ich alleine für ein paar Tage einen Runde im Osten drehe und Alena erst mal an der beschaulichen Havel bleibt:
Und damit endet auch der erste Akt unserer “Calitour”.
Hier noch ein zwölf minütiger Film dazu: https://youtu.be/x9Mikhlvor8
Weiteres in Kürze!
Michael Holzheu