Irgendwie entwickle ich mich durch die Corona-Beschränkungen immer mehr zum Einsiedler …
… und auch mein Rennspiel bietet kaum noch echte Herausforderungen:
Mir fehlen einfach menschliche Kontakte, zum Beispiel die humorvollen Gespräche vom wöchentlichen Lauftreff bei IBM oder auch die Proben beim Ernst-Bloch-Chor, dem ich mich erst vor kurzem angeschlossen habe.
Um meinen Corona-Blues etwas zu mildern, komme ich kurz vor Weihnachten auf die Idee, mit den Sängern vom Chor einen Musikfilm zu produzieren und kurzentschlossen schreibe ich unserer Dirigentin eine E-Mail:
Anne ist sehr aufgeschlossen für neue Ideen und befürwortet das Projekt. Neben dem Lied Viva La Vida wollen wir auch noch das etwas weihnachtlichere “An Irish Blessing” aufnehmen. Ich frage also bei den anderen Chor-Mitgliedern nach, wer Lust hat, bei der Unternehmung mitzumachen und unterschreibe die entsprechende E-Mail fälschlicherweise mit “der Neue vom Sopran II”:
Am Ende sind es dann immerhin 10 mutige Männer und Frauen, die mitmachen wollen. Für die Terminfindung verwende ich die Google-Tabellen, welche für diesen Zweck auch wirklich sehr gut funktionieren:
Mit dem Programm Musescore habe ich die Partitur für “Viva La Vida” schon mal eigegeben und für jede Stimme ein Übungs-Video zum Mitsingen auf meinen YouTube Kanal hochgeladen:
Der Plan für den Film ist es, jeden Teilnehmer einzeln daheim zu besuchen und dort die Aufnahmen zu machen:
- Über den Kopfhörer bekommen die Sänger den bisher aufgenommen Chor eingespielt
- Dazu singen sie dann ihre Stimme, welche über ein Mikrofon aufgenommen wird, das am Laptop angeschlossen ist
- Mit zwei Kameras nehme ich die Vortragenden dann vor einem Greenscreen auf
- Alle Aufnahmen sollen dann schließlich am Ende zu einem fertigen Film zusammengemischt werden
Den Greenscreen habe ich bestellt, aber bis der geliefert wird, übe ich erst mal mit meinem Spannbetttuch. Weil aber die Reparatur meines alten Grünen nicht so recht klappen will, …
… wird aus dem Greenscreen dann schließlich ein Bluescreen:
Zunächst baue ich das Setup für das mobile Studio provisorisch in unserem Wohnzimmer auf:
Sobald ich damit einigermaßen zufrieden bin, mache ich eine Zeitmessung, …
… für den Transport aller benötigten Einzelteile …
… vom Wohnzimmer in unseren Hobby-Keller:
Dort wird dann das Studio aufgebaut, …
… die Kameraeinstellungen werden optimiert und die ersten Probeaufnahmen gemacht:
Abschließend wird dann die Lage der Einzelkomponenten …
… zueinander abgemessen:
Wieder oben angekommen, teste ich die Bluescreen Funktion meines Videoschnittprogramms …
… und muss dann feststellen, dass die vielen Falten im Betttuch ein kleines Problem darstellen:
Deshalb wird das Dampf-Bügeleisen mal wieder reaktiviert, um die gröbsten Unregelmäßigkeiten zu glätten:
Anschließend dokumentiere ich noch das vorhin im Keller aufgebaute Setup:
Natürlich sollen die Aufnahmen auch bezüglich Corona so sicher wie möglich für die Teilnehmer ablaufen, weswegen ich mir bereits im Vorfeld FFP-2 Masken gekauft habe:
Zum Glück hat mir der Apotheker noch erklärt, dass FFP-2 einen besseren Fremdschutz als FFP-3 bietet, weil bei letzterem ein Ventil eingebaut ist, das zwar super nach innen schützt, aber nach außen den Atem mehr oder weniger ungefiltert durchlässt.
Montag Abend geht es dann endlich los und ich besuche als erstes die Chorleiterin Anne. Die Aufnahmen laufen ganz gut und auch die Corona-Ausgangssperre wird gerade noch so eingehalten:
Eigentlich wäre der Plan gewesen, dass ich den Sängern Annes Dirigat per Laptop einspiele, allerdings hat mir Google-Drive dann einen Strich durch die Rechnung gemacht und einfach ungefragt die gerade eben erst aufgenommen Videos löscht.
Irgendwie bin ich der Technik gegenüber jetzt sehr misstrauisch geworden und drucke lieber mal alles Wichtige auf Papier aus:
Ab Dienstag geht es schließlich richtig los mit den Aufnahmen und der VW-Bus wird gepackt:
Dann wird fleißig aufgebaut (leider ist mein bestellter Greenscreen nicht mehr rechtzeitig eingetroffen), …
… aufgenommen und wieder abgebaut:
Weihnachten rückt unaufhaltsam immer näher, …
… aber am Freitag den 18. Dezember sind dann doch alle Sänger im Kasten:
Fehlt nur noch die Dirigentin, deren Videoaufnahmen wir am Samstag Abend nachholen. Dabei bekommt Anne dann bereits den kompletten Chor über Kopfhörer eingespielt:
Ich beginne mit dem Videoschnitt und muss feststellen, dass die vielen einzelnen Full-HD Videos meinen Computer doch ganz schön ins Schwitzen bringen:
Am Sonntag geht es dann noch zu Dieter, der die Begleitung zum “Irischen Segen” auf seiner edlen Gitarre einspielt, welche er von einem Allgäuer Instrumentenbauer erworben hat:
Anschießend besuche ich noch Chris, der noch ein paar Tipps für das Abmischen der Stimmen beisteuert und mir zum Abschied noch eine Flasche guten Chardonnays mitgibt, den ich dann bei der weiteren Ausarbeitung des Films auch gut gebrauchen kann:
In der Folge kämpfe immer wieder mit technischen Problemen, weil das Videoschnittprogramm regelmäßig abstürzt und dann inkonsistente Zustände hinterlässt.
Aber trotzdem schaffe ich es, bis zur virtuellen Chor-Zoom-Weihnachtsfeier am 21. Dezember eine halbwegs vorführbare Version zu erstellen. Besonders die farbliche Komposition meiner Kollegen sieht wirklich sehr ansprechend aus:
Einen Tag danach kommt schließlich mein bestellter Greenscreen doch noch an, …
… den ich dann am zweiten Weihnachtsfeiertag ins Auto packe, …
… zu meinen Eltern kutschiere und anschließend gleich mal zuhause verwende, …
… um ein kleines Familien-Musik-Video zum Zöschinger Lied “Weihnachta weards” aufzunehmen:
Jetzt bin ich wieder zurück im Philosophenweg, es ist Silvesterabend und gerade habe ich meinen Bloch-Chor den fertigen Film geschickt. Ich finde, dass wir mit dem Ergebnis wirklich zufrieden sein können.
Hoffentlich sehen wir uns im neuen Jahr 2021 alle wieder gesund und munter wieder!
Liebe Grüße
Michael Holzheu
PS: Weil vom Sopran II niemand mitmachen wollte, musste ich nun bei “Viva La Vida” übrigens doch noch diese Stimme selbst übernehmen 😉