Zellaronda – Tag fünf: Bindelweg

Nachdem Frank gestern seine „Strada de la Vena“ fahren durfte, will er heute mit dem Bindelweg eine weitere Strecke von seiner Wunschliste streichen:

Außerdem besuchen wir noch (die uns schon bekannte) Serrai-Schlucht und fahren über das Sellajoch bis nach Compatsch auf die Seiser Alm.

Am Ende des Tages werden wir auf folgende Metriken kommen:

  • Strecke: 55,2 km
  • Höhenmeter:
    • Hoch: 1815 m
    • Runter: 2185 m
  • Höhe:
    • Max: 2540m
    • Min: 1010 m
  • Zeit:
    • Gesamt: 09:35
    • Fahrt: 07:05
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 7,7 km/h

Frank steht heute schon kurz nach sechs auf …

… und läuft noch ein bisschen im Dorf herum, um die Morgenstimmung aufzunehmen:

Zum Frühstück gibt frisches und sehr leckeres Brot mit Anisgewürz:

Kurz nachdem wir gestartet sind, müssen wir einen umgestürzten Baum …

… überklettern – irgendwie belustigt mich Franks Darbietung:

Bei der folgenden Abfahrt …

… mache ich den zweiten Abflug …

… ins Gebüsch – zum Glück ist aber nichts passiert.

Auf dem weiteren Weg sieht Frank die Marmolata zuerst, …

… die mit 3343 Metern der höchste Berg der Dolomiten ist und deren Name angeblich von der Ähnlichkeit des Felsens zu Marmor herrührt.

Kleines Quiz zwischendurch:

Wie schreibt man Marmolata auf Italienisch?

Marmolada (mit „d“)

[Einklappen]

Beim Dorf Col di Rocca …

… begrüßt uns anschießend eine …

… etwas gruselige Vogelscheuche:

Dann erreichen wir die Serrai-Schlucht, wo Frank erst mal Tickets besorgt …

… und ich die Zeit nutze, um unsere Räder fachmännisch zu vergleichen: Franks Rad ist gelb-scharz …

… und meins ist schwarz-grau:

Frank hat vorne zwei …

… und hinten elf Ritzel:

Mein Drahtesel hat vorne drei …

… und hinten neun:

Also rein rechnerisch ist mein Rad klar im Vorteil – zumindest was die Anzahl der Gänge angeht 🙂

Wir fahren die Schlucht nach oben, …

… wo uns eine Bimmelbahn entgegenkommt:

Insgesamt müssen wir etwa zwei Kilometer hochstrampeln:

Anschließend sehen wir bereits bekannte, riesige leere …

… Winterhotels …

… und wenig später fallen mir drei extrem gut erhaltene Mofas am Wegesrand auf:

Ich stoppe kurz, um mich mit den Besitzern zu unterhalten: Die drei Freunde kommen aus Slowenien und sind über den Gardasee bis hierher gefahren. Sie meinen, dass ihre Zweiräder so um die 50 Sachen machen.

Später recherchiere ich über Google Maps, dass das immerhin so um die 14 Stunden Fahrtzeit sind:

An der 1000 Meter hohen senkrechten Südwand der Marmolata …

… berichtet Frank, dass die leichteste Route dort den 6. Grad hat.

Zweite Quizfrage:

Aus welcher Himmelsrichtung kann man eine Südwand sehen?

Von Süden aus

[Einklappen]

Weil der Bindelpass nur schwer zu erreichen ist, nehmen wir den Lift und freuen uns über den ungewohnten Komfort:

Unter uns zieht eine große Schafherde vorbei …

… und wir bekommen einen ersten Eindruck von der anderen Seite der Marmolatagruppe:

Nachdem auch die Fahrräder …

… angekommen sind, sehen wir …

… die ersten Gletscher:

Hmm, ist das Geschütz hier vielleicht schon ein Vorbote auf das was im Anschluss kommt?

Frank findet zunächst den Einstieg nicht:

Dafür sehen wir einen Hightech-Wanderer mit Solarzellen …

… und einen MTB-Fahrer, dessen Ausrüstung ebenfalls auf dem absolut neuesten Stand ist: Er kommt gerade vom Bindelweg und erzählt begeistert davon. Außerdem klärt er uns auf, dass der Zugang über die Terrasse des “Rifugio Padon” verläuft:

Gleich am Anfang ist die Aussicht spektakulär …

… und wir sehen den Fedaia-Stausee, den wir das letzte Mal unten umfahren haben:

Zunächst muss erst mal geschoben werden, …

… aber einige echt coole Passagen können wir auch gut fahren:

Das spezielle Gras hier oben …

… fasziniert mich so sehr, dass ich mich etwas länger mit Fotos aufhalte:

Weil wir schon etwas spät dran sind, bekomme ich dafür einen heftigen Einlauf von Frank: Jeder, der bei *seiner* Tour mitfahre, habe sich gefälligst an die Regeln zu halten. Ich entgegne wütend, dass das aus meiner Sicht nicht *seine*, sondern *unsere* Tour ist – und überhaupt – ich kann das ganze Ding auch ohne ihn machen, so!

Jetzt herrscht wirklich dicke Luft hier oben …

… und die Leithammelfrage bezüglich der Prioritäten ist voll entbrannt:

Den Schafen nebenan scheint das alles ziemlich schnuppe zu sein, …

… sie grasen einfach friedlich weiter und mittendrin zeigt sich mir zum ersten mal in meinem Leben eine Alpenbraunelle:

Beim Blick zurück sehen wir wieder auf den Fedaiasee …

… mit seiner Staumauer, die wir das letzte Mal überquert haben:

Schließlich erreichen wir das Rifugio Viel Dal Pan …

… das so überfüllt ist, …

… dass wir daran vorbeifahren. Wir wollen uns beeilen, aber der Weg ist voller Wanderer, …

… weshalb wir uns mit viel “Grazie” durch die Menschenmengen schlängeln müssen:

Weil die Fußgänger erstaunlich freundlich zu uns sind, schaffen wir den langen Weg …

… trotzdem einigermaßen zügig bis zum Pordoijoch, …

… wo sich gerade ein “Raumfahrer” zur Start bereit macht:

Wir fahren die MTB-Strecke ab …

… und ich falle zum dritten mal auf der Tour vom Rad – das ist jetzt Rekord!

Dann geht es über einige Kehren bis zum Sellajoch hinauf, …

… wo ich als letze Nummer die Zwei sehe, …

… aber die Eins taucht komischerweise nie auf.

Diesmal gewinne ich die Bergwertung …

… und als Friedensangebot lade ich Frank noch zum teuersten Bier der Tour ein:

Wie teuer? Tja, der Gentleman genießt und schweigt 😉

Von der Terrasse aus blicken wir auf die Gletscher und philosophieren, wer von uns wohl welchen Teil davon überleben wird, oehm oder war es andersherum?

Zwischendurch hören wir immer wieder mal ein seltsames Geräusch, das Frank zunächst als Funkgerät identifiziert – tatsächlich kommt es aber von einer Graugans, …

… die hier auf 2200 Metern mit gestutzten Flügeln zwischen den Autos herumwatschelt:

Anschließend wird etwas abgefahren …

… und dann auf einen Wanderweg eingebogen:

Hier wird klar …

… zwischen Bikern und Wanderern getrennt, …

… außerdem gibt es Einzelgondeln, …

… die ich auch irgendwie lustig finde:

Dann wieder ein tolles Panorama …

… mit dem passenden Peakfinderbild dazu:

Richtung Seiser Alm fasziniert mich der Kontrast der weißen Berge zum Grün der Bäume:

Dann habe ich den zweiten Platten der Tour und Frank baut etwas mürrisch den Schlauch aus Bruneck ein:

Aus Nostalgiegründen fragen wir im Hotel Brunelle nach einem Zimmer, aber die sind ausgebucht:

Also geht es weiter über die noch einigermaßen grüne …

… Seiser Alm mit Langkofel, Plattkofel …

… und Schlern in der Abendsonne …

… bis Compatsch zum Gasthof Frommer, wo das Bett zum Glück gerade noch lang genug für Frank ist:

Draußen zieht ein Gewitter auf, das aber schnell wieder verschwindet:

So ähnlich, wie unsere emotionale Wetterlage, die sich mittlerweile auch wieder etwas gebessert hat:

Mann-o-Mann, das war echt viel heute!

Michael Holzheu

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